Im Porträt

Christoph Freudenberg

Was machst du beruflich?
Ich arbeite seit  2 Jahren für die Deutsche Rentenversicherung  im Bereich Forschung und Politik. Meine Frau Christine sagt immer, ich schiebe Zahlen. Ein bisschen stimmt das auch: Wir evaluieren Reformvorschläge im Bereich der Alterssicherung. Zum Beispiel die Mütterrente oder eine mögliche neue Grundrente, die ein Auskommen oberhalb der Sozialhilfe ermöglichen soll. Im Fokus stehen aber auch langfristige Trends. So befasse ich mich aktuell damit, wie neue digitale Arbeitsformen sozial abgesichert sind, z.B. die in Berlin immer häufiger zu sehenden Deliveroo oder Foodora-Essenskuriere. Da gibt es noch viel zu tun.    

Was macht Dir an Deinem Job Spaß ?
Das ist zum einen die Relevanz des Themas. Rente beschäftigt irgendwie jeden. Seien es die Jungen, die sich Gedanken machen, ob sie zukünftig überhaupt noch eine Rente erhalten oder die Älteren, die sich konkret überlegen, wann und unter welchen Bedingungen sie in den Ruhestand gehen können. Hier ein bisschen besser durchzublicken, finde ich spannend. Spaß macht mir aber auch die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen.  

Wie bist du aufgewachsen?
Ich bin in Dresden als drittes von vier Kindern groß geworden. Kirche spielte dabei schon früh eine Rolle, so nahm unsere Familie rege am Gemeindeleben teil. Gern erinnere ich mich an die Gemeindeausflüge, die große Kirchenglocke, an die wir uns als Kinder immer hängten, oder auch das gemeinsame Feiern der Festtage. Zum Erntedankfest besuchten wir Kinder beispielsweise immer die älteren Gemeindemitglieder, die nicht zum Gottesdienst kommen konnten und brachten ihnen die Erntegaben. Eine schöne Tradition - vielleicht auch etwas  für unsere Gemeinde in Kreuzberg Mitte. Erst später erfuhr ich, dass die Kirche in der DDR auch ein wichtiger Ort des Andersdenkens war. So wurde im Gemeindekreis viel über Reformen des DDR-Systems diskutiert. Damals wusste ich zum Glück nicht, mit welchen Gefahren dieser Austausch auch verbunden war. Erst später erfuhren wir, dass einige Gemeindeglieder, u.a. meine Eltern, auf einer Liste der Stasi standen, die im Ernstfall als erstes kaserniert werden sollten. Welch Glück jetzt 30 Jahre später so friedlich im Westen Berlins leben zu können.

Du singst in der Kantorei unserer Gemeinde mit. Wo liegen Deine musikalischen Wurzeln?
Schon als kleiner Bub habe ich gern gesungen und so meldeten mich meine Eltern im Alter von 8 Jahren zum Kreuzchor, einem Knabenchor aus Dresden, an. Bis zum Abitur konnte ich in diesem Chor mitsingen. Eine intensive Zeit, in der ich nicht nur einen Schatz an musikalischen Werken, sondern auch eine Vielzahl an Orten und Ländern kennenlernen durfte.  

Was war dein schönstes Erlebnis als Kruzianer?


Geliebt habe ich die Dezemberzeit. Anstelle der Schule standen Konzerte und Reisen auf dem Programm. Einfach nur Musik machen. Da stellte sich schon mit dem Beginn der Adventszeit eine wunderbare  Weihnachtsstimmung ein. Natürlich haben wir da auch jede Menge Schabernack betrieben, z.B. möglichst vielen Christbäumen per Reihenschaltung das Licht abzudrehen. Höhepunkt dabei war der große Christbaum auf dem Gendarmenmarkt.   

Was ist Dein Lieblings-Kirchenlied?
„Du meine Seele Singe, wohlauf und singe schön.“ Ein wunderbares Lied, das so viel Freude und Zuversicht ausstrahlt. Dazu trägt nicht nur die beschwingte Melodie, sondern auch der nun schon gut 350 Jahre alte Text von Paul Gerhardt bei. Zuhause hören wir uns gern die Aufnahme von Vocal Consort Dresden an. Ihre Kirchenlieder-CD verschenke ich immer wieder gern. 

Deine Lieblings-Geschichte in der Bibel?
Eine schöne Frage. Da habe ich mir noch nie Gedanken drüber gemacht. Vielleicht die Geschichte vom Zöllner Zachäus. Schon als Kind fand ich es spannend, warum ein Erwachsener auf einen Baum steigt, um Jesus zu beobachten. So was machen doch nur Kinder. Zachäus wollte sich nicht unters Volk mischen, war er doch ein Handlanger der Römer, der sich an den einfachen Menschen bereicherte. Trotzdem geht Jesus gerade auf ihn zu. Es ist diese vorurteilsfreie Begegnung, die Zachäus zeigt, wo der wahre Reichtum liegt. Aus dieser Geschichte kann ich viel für den Alltag mitnehmen.

Das Interview führte Pfarrer Christoph Heil.